„Komm, wir gehen auf den Keller!“

Essen und Trinken Franken

Um die Gehirnwindungen eines Franken in Sachen Enthusiasmus für Bier zu verstehen, müssen wir für alle Nicht-Franken Grundlagen legen. Bei schönem Wetter wird nicht lange überlegt, da gehen wir auf den Keller.

In Ober- und Mittelfranken finden wir die größte Brauereidichte der Welt. In kleinsten Orten kannst du einen oder mehrere Gasthöfe mit Brauerei finden. Die stellen ihr Bier selbst her, fernab von jeder Großbrauerei. Du kannst dir die Qualität und den Geschmack eines solchen Biers vorstellen, das sogenannte Kellerbier: unschlagbar! Darum sind wir Franken beim Bier vielleicht ein bisschen arrogant und unversöhnlich im Bezug auf die industriell gebrauten Biere der Konzerne.

Bier muss kühl serviert werden, und das nicht erst seit der Moderne, nein, schon immer! Früher, ohne Strom, im Sommer eine echte Herausforderung. Nicht für Franken! Wir sind bekannt für unsere Hügellandschaft. Also wurden Stollen in die Berge vor den Ortschaften getrieben, befestigt und ausgebaut. Im Erdreich finden wir gesamtjährig eine gleichbleibend kühle Temperatur. Um das ganze noch zu optimieren, transportierten die Bauern im Winter aus gefrorenen Seen und Flüssen Massen an großen Eisblöcken in die Stollen. Die hielten sich dort oft über Monate und kühlten zusätzlich.

In diesen Kellern wurden die Bierfässer gelagert und hatten bei hoher Luftfeuchtigkeit die ideale Temperatur. Was liegt also näher, als das Bier genau dort zu konsumieren, wo es sich unter optimalen Bedingungen befindet!? Man trinkt natürlich nicht im Keller, sondern baut seine Sitzbänke unter Bäumen geschützt auf den Kellern auf. So entstanden dort idyllisch gelegene Biergärten oben auf den Hügeln in denen das Bier gelagert war.

Heute kühlen wir mit Strom und die Keller in den Hügeln sind baufällige Überbleibsel aus der „guten alten Zeit“. Betreten verboten. Aber die Tradition der früheren Biergärten auf den Kellern hat sich erhalten. Einheimische und Touristen gleichermaßen lieben es dort „a Bier und a Brotzeit“ unter schattigen Bäumen einzunehmen, oft verbunden mit malerischen Panoramen über die schöne Fränkische Hügellandschaft.

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