
In unserem Beitrag „Komm, wir gehen auf den Keller“ haben wir Außerfränkischen unsere Bierkultur etwas näher beschrieben und auch erläutert, warum so mancher Franke sehr arrogant sein kann, im Bezug auf „a g’scheit’s Bier“.
Auch hier in Ostfriesland bin ich auf eine Brautradition gestoßen, die sich – jenseits aller Großbrauereien – in nichts hinter den fränkischen Biermachern zu verstecken braucht. Ein Besuch auf dem Landgasthof dort.

Unser Auto parkte fast direkt vor einer geziegelten Mauer. Und siehe da: Wir stießen direkt auf fränkisches Bier, sogar aus dem uns heimischen Landkreis Bamberg. Das heißt, nicht auf das Bier selbst, aber auf Reliquien: In die Mauer ist ein Krug des Buttenheimer Löwenbräu eingearbeitet. „Cool“, dachte ich mir, aber es kam noch viel besser.

Drin ein rustikaler Landgasthof, draußen ein Biergarten, fast so, wie ich ihn mir vorstelle. Bierbänke, Sonnenschirme und ein riesiger Pavillon. Das Essen bestellst du entweder bei der Kellnerin oder du nutzt ein bereitliegendes Tablet, das auf deine Tischnummer eingestellt ist und die gesamte Speisekarte beinhaltet, einschließlich Rechnungs- und Kellnerinnenruf. Oder du scannst einen QR-Code und schon hast du dasselbe auf deinem Handy.
Das Essen bietet eine reiche Auswahl und lässt keine Wünsche offen. Bier, hell oder dunkel, kannst du in 0,3 oder 0,5 Liter bekommen. Da wird selbst der „bierarrogante“ Franke versöhnt, auch vom Geschmack und der Qualität dieses Gerstentrunks. Da kannst du nicht nur bei einem bleiben!
Serviert wird in Glaskrügen, aber auf meine Nachfrage, ob die Brauerei auch Steinkrüge anbietet, ernte ich ein klares „Ja!“. Die kannst du käuflich erwerben, sogar mit Namensgravur. Die dauert allerdings ein Weilchen. Kommt alles auf eine Sammelbestellung.
Und der Clou: Die Krüge sind nicht auf die sonst im außerbayrischen Deutschland übliche Reagenzglas-Größe reduziert, nein, zwei Varianten „Seidla-Krüg“, also 0,5 Liter und ein Maßkrug (1 Liter). Das lässt das Herz eines Franken höher schlagen. Gleich bestellt, wird beim nächsten Besuch mit Namensgravur abgeholt!

Wer dort isst und trinkt kriegt den Eintritt ins Biermuseum direkt neben dem Biergarten kostenfrei. Auch hier holt uns Franken wieder ein: Ein Schild im „Sudhaus“ des Museums weißt darauf hin, dass hier eine „alte Brauerei aus dem Fränkischen wieder aufgebaut“ wurde.

Und ganz zum Schluss läufst du an einer ellenlangen und ewig hohen Vitrinenwand voller Bierflaschen aus ganz Deutschland vorbei. Und siehe da: Fast am Ausgang des Museums finden wir auch eine Flasche vom „36 Kreisla“, eine Sonderedition aus dem Landkreis Bamberg. Das wird einmal im Jahr als „Gemeinschafts-Sud“ von mehreren kleinen Landbrauereien des Kreises als besonderes Bier gebraut, eben das 36 Kreisla.
Also ich bin versöhnt im Bezug auf Bier hier in Ostfriesland. Wer sucht, findet auch „a g’scheit’s Bier“, selbst wenn er sich kein „Fränkisches“ aus dem Getränkemarkt holt. Übrigens, das Ostfriesenbräu gibt es auch in der praktischen 1-Liter-Flasche zu kaufen, auch im Handel. Sind die nicht genial?
Noch ein Pluspunkt hier im Bezug auf Bier: Im „Hol ab“-Getränkemarkt in Norden finden wir eine mehrere Meter lange Regalfläche voller bester fränkischen Biersorten. Naja, fairer Weise muss ich dazu sagen, auch eine ganze Menge bayerische Biere sind dabei.